Trient, BC, Cod. W 3184

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Beschreibung

 

GAIUS IULIUS SOLINUS. RUFIUS FESTUS.

Pap. I, 114, I* Bl. 230×170. Italien (?), 3. Viertel 15. Jh.

B: Die Hs. besteht wohl aus zwei Teilen (1–102 und 103–113: unterschiedliche Ausstattung, Hände und unterschiedliches Layout; vgl. aber das wahrscheinlich auch im ersten Teil nachweisbare WZ von Teil 2). Lagen: 1I + VI12 + 9.V102 + VI114 + 1I*. Foliierung springt von 15 auf 17, Zählung 39 doppelt vergeben. Reklamanten (auf allen vier Seiten mit je einem S-förmigen Ornament umgeben, bei 62v werden diese Ornamente miteinander verbunden) am Lagenende unten rechts teilweise noch vorhanden (23v, 33v, 42v, 52v, 62v, 72v, 82v, 92v). Das Vorsatzblatt – rezente Bleistiftfoliierung 9 (3) – und das Nachsatzblatt (unfoliiert) wohl im Zuge der Neubindung angebracht. Tintenfoliierung (16. Jh.?) rechts oben auf den Verso-Seiten bis 102, im zweiten Teil der Hs. ab 103r zwei rezente Bleistiftfoliierungen rechts oben auf den Verso-Seiten sowie unmittelbar über dem Text oben rechts.

E: Stark restaurierter – vgl. eingeklebtes Schildchen auf Innenseite HD links unten: LAB. DI RESTAURO DEL LIBRO S. MARIA DI ROSANO (FIRENZE) – Ledereinband auf Holz des 15. Jh. mit Streicheisenlinienverzierungen (VD und HD in identischer Weise von doppelter Streicheisenlinie umrahmt und geviertelt, innerhalb der Viertelabschnitte doppelte Diagonalen). Schließe (restauriert), Schließenbefestigung und Schließenöse (HD, rautenförmig, zehnstrahlige Sonne, darin zentral YHS) aus Messing erhalten. Drei Bünde. Auf Außenseite des HD oben rechts Signaturschildchen (20. Jh.) BIBLIOTECA COMUNALE TRENTO F c 51 W 3184. Auf dem unteren Schnitt die Signatur 67, auf dem oberen Schnitt kaum mehr lesbare Titelangabe (Solinus…). Auf der Innenseite des VD neben älterem Signaturschildchen (s. u. G) ein eingeklebtes kleines Papierblatt aus dem 19. Jh. mit einem kurzen Inhaltsverzeichnis.

G: Beide Teile der Hs. befanden sich nach Ausweis der Besitzvermerke auf 2r, 13r und 103r (jeweils Iohannis Fuchsmag doctoris) im Besitz Johannes Fuchsmagens, wohl schon in der heute vorliegenden gebundenen Form. Als nächster Besitzer ist (frühes 17. Jh.) der Trientiner Notar Giovanni Battista Longo bezeugt (vgl. 1v: Ex libris Ioannis Baptiste Longi notarii Tridentini; 2r, unter getilgtem und nicht mehr lesbarem Besitzvermerk: Ioannes Baptista Longus Tridentinus). Spätestens um 1700 befand sich die Hs. in der bischöflichen Bibliothek von Trient (Signatur Gentilottis 1r: N. 100) und wurde 1805 in die Wiener Hofbibliothek transferiert, 1919 an Italien restituiert und zunächst im Museo nazionale di Trento aufbewahrt, seit 1958 befindet sie sich als deposito fiduciario in der Biblioteca comunale (vgl. Paolini 92 sowie die älteren Signaturen unten). Ältere Signaturen (s. auch oben und Einband): Innenseite VD: Links oben aufgeklebtes Signaturschildchen der Wiener ÖNB, mit Tinte und Bleistift beschriftet: N.o 3184 (darunter mit Bleistift 33), Olim Salisb. 41.6; darunter durchgestrichenes gedrucktes Signaturschildchen: BIBLIOTECA COMUNALE TRENTO MS 3184 33 W. Rechts oben das korrigierte zugehörige gedruckte Schildchen: BIBLIOTECA COMUNALE TRENTO F c 51 W 3184, links davon (wohl vom Einband abgenommen) auf einem kleinen Papierstreifen die Tintensignatur 153. 1r: Rezente Bleistiftsignatur 3184.

L: Tabulae codicum manu scriptorum, praeter graecos et orientales in Bibliotheca Palatina Vindobonensi asservatorum. Vol. II: Cod. 2001–3500. Vindobonae 1868, Nd. Graz 1965, 224.

K. Brodersen, Appendix. A survey of the contents of Solinusʼ Work, in: Ders. (Ed.), Solinus. New studies. Heidelberg 2014, 196–224, hier 208.

A. Cetto, I codici Viennesi della Biblioteca Vescovile di Trento, in: Studi Trentini di scienze storiche 37 (1958), 483–497, hier 492, 494.

S. L. Endlicher, Catalogus codicum philologicorum Latinorum Bibliothecae Palatinae Vindobonensis. Pars I. Vindobonae 1836, 144 Nr. CCL.

G. Gerola, Per la reintegrazione delle raccolte Trentine spogliate dall’Austria, in: Rivista delle biblioteche e degli archivi 29 (1918), 1–23, hier 16.

E. Gottardi, Ricerca e illustrazione di codici Latini nelle Biblioteche di Trento, in: Studi Trentini di scienze storiche 35 (1956), 163–187, 263–281, 413–431, hier 279f.

S. Groff, A. Paolini, I codici della Biblioteca Comunale di Trento anteriori al secolo XVI, in: Studi Trentini di scienze storiche 79 (2000), 221–282, hier 231 Anm. 43, 260, 280f.

T. Mommsen, C. Ivlii Solini collectanea rervm memorabilivm. Berolini 1895, vierter Nd. Zürich, Hildesheim 1999, LI.

D. Paniagua, An invention of the manuscripts of Julius Solinus, in: Scriptorium. Revue internationale des études relatives aux manuscrits. International review of manuscript studies 73/1 (2019), 101–125, hier 115 Nr. 234.

A. Paolini (Ed.), I manoscritti medievali della Biblioteca Comunale di Trento, con la collaborazione di L. Dal Poz, L. Granata, S. Groff. Trento 2006, 92 Nr. 149, 132, CXLVIII.

G. Tarugi-Secchi, La Biblioteca vescovile trentina. Trento 1930, 69, 84.

H. Tietze, Die Entführung von Wiener Kunstwerken nach Italien. Eine Darlegung unseres Rechtsstandpunktes. Mit einem offenen Brief an die italienischen Fachgenossen von M. Dvořák. Wien 1919, 52.

(VD Innenseite) Mehrere Signaturschildchen, s. G.; rezent eingeklebtes Papierblatt mit Inhaltsverzeichnis, s. E.

Teil I (1–102):

B: Die WZ durch Lage im Falz schwer zu erkennen und nicht ausreichend präzise aufzunehmen: Greif, frei, ganze Figur, ohne Beizeichen, letztmals auf 41 (am ähnlichsten WZIS DE 5580-Clm6587_V [Padua, nach 1445] und DE 2925-PO-123883 [Padua, 1451]) sowie Dreiberg, frei mit einkonturiger Stange und einkonturigem Stern ohne weitere Beizeichen, erstmals auf 37 (am ähnlichsten wohl WZMA IT 5000-447_135 [Neustift ?, 1414], und weitere ähnliche WZ aus dem ersten Viertel des 15. Jh., aber genaue Bestimmung hier kaum möglich).

S: 145/140×100/95. Die senkrechten mit Stift gezogenen Begrenzungslinien bis an den Rand durchgezogen; die waagrechte bzw. die Zeilenliniierung blind und nur mehr stellenweise sichtbar. 27 Zeilen. Eine Hand: Gotico-Antiqua. Marginalien von der Texthand (in Rot zur Hervorhebung wichtiger Begriffe sowie in der Tinte des Haupttextes für Textvarianten) und von Johannes Fuchsmagen.

A: Sechszeilige Eingangsinitiale 13r herausgeschnitten und durch weißes Papierblatt bei Restaurierung ersetzt. (Fast ausnahmslos konsequent alternierende) Blaue und rote, zwei- bis vierzeilige Lombarden mit rotem Fleuronnée, teils die Buchstabenangabe für den Illuminator noch sichtbar. Buch- und Kapitelüberschriften in Rot, ebenso das von der Texthand 2r über den Beginn der Tabula gesetzte IHS und die von der Texthand stammenden Marginalien.

(1r) Rezente Bleistiftsignatur, s. G.; Signatur Gentilottis, s. G. Deutlich späterer Titeleintrag in Tinte: In nomine. Liber de situ orbis terrarum. Darunter Vermerk in rötlicher Tinte (um 1500?): Nota defectum in 16 folio, quia numerus eius non habetur etc. Mittig oben Tintenvermerk (17. Jh.?): Dem edlen vesten insonders gunstigers (?).

(1v) Besitzvermerk, s. G.

(2r) Besitzvermerk Fuchsmagens, s. G.; Besitzvermerk, s. G.

(2r–102v) Gaius Iulius Solinus: Collectanea rerum memorabilium (Ed.: Mommsen 1–216, Textkonstituierung ohne unsere Hs.).
(2r–12r) Capitula.
Tit.: Tabula Iulii Solini de situ orbis terrarum et de singulis mirabilibus, quę in mundo habentur.
Inc.: Primum capitulum, in quo hee (sic!) continentur. De origine urbis Rome…
Expl.: …De insulis fortunatis. Finis.

(12v) Leer.

(13r–102v) Text.
Tit.: Iulii Solini de situ orbis terrarum et de singulis mirabilibus, que in mundo habentur, liber incipit foeliciter.
Inc.: <C>um (Initiale wohl entfernt und fehlendes Pergamentstück restauriert) et aurium clemencia et optimarum artium studiis pręstare…
Expl.: …ad nunccupationem sui congruere insularum qualitatem. Et sic est finis. Deo gratias. (von anderer Hand folgt nochmal): Et sic est finis.

(13r) Besitzvermerk, s. G.

Teil II (103–114):

B: Die WZ durch Lage im Falz schwer zu erkennen und nicht ausreichend präzise aufzunehmen: Dreiberg, frei mit einkonturiger Stange und einkonturigem Stern ohne weitere Beizeichen, wahrscheinlich identisch mit dem zweiten WZ-Motiv aus Teil 1, ähnliche WZ aus den Repertorien (s. o.), aber nicht ausreichend genau zu bestimmen.

S: Schriftraum 140×90. Die senkrechten mit Stift gezogenen Begrenzungslinien bis an den Rand durchgezogen; die waagrechte bzw. die Zeilenliniierung blind und nur mehr stellenweise sichtbar. 21, auf der letzten Seite 23 Zeilen. Eine Hand: Gotisch beeinflusste humanistische Minuskel. Einige Marginalien von mehreren, etwas späteren Händen.

A: Zehnzeilige, rote Eingangsinitiale 103r. Buchtitel sowie fast alle Majuskelbuchstaben im Text in Rot, ebenso das Textende.

(103r–114v) Rufius Festus: Breviarium rerum gestarum populi Romani (Ed.: M.-P. Arnaud-Lindet, Abrégé des hauts faits du peuple Romain. Texte établi et traduit. Paris 1994, 2–38, Textkonstituierung ohne unsere Hs.).
Tit.: Ruffi Sexti viri consularis rerum gestarum populi Romani ad Valentinianum imperatorem.
Inc.: Pio perpetuo Valentiniano domino imperatori et semper Augusto Ruffus Sextus vir consularis. Brevem fieri clemencia tua precepit…
Expl.: …tibi palma pacis accedat. Gloriosissime principum Valentiniane Auguste. Finis.

(103r) Besitzvermerk, s. G.

 

Raphael Steinbacher

Marginalien

(2r)

Iohannis Fuchsmag doctoris.


(13r)

Iohannis Fuchsmag doctoris.


(44v)

Noctuam Creta non alit.


(45r)

Homeri tumulus. Prinum (sic!) diluvium Ogigi. Latona.


(45v)

Certum est etiam alia pati.


(48r)

Lutra: Otter.


(48v)

Enses simulacra. Nocte plus quam die cernunt. Fragunt thauros, leones.


(49r)

Canes illi Alexandro Magno dono missi.


(49v)

Tigrides canibus coeunt. Egiptii canes. Antropophagi. Scitotauri advenas pro hostiis cedunt. Nomades. Satarhe.


(50r)

Haustu sangwinis. Colchorum urbem edifficant. Medorum origo. Regio eternis nivibus.


(50v)

Arisinaspi cum griffis dimicant.


(51r)

Cianeus. Hiperbus rex.


(51v)

Pronepterophoron. Egritudine non inquietantur, mortem voluntarie apetunt.


(52r)

Comerii. Amazones.


(53r)

Appollo Capitolinus. Varro scrip<sit>.


(53v)

Homines pedes equorum habentes, aures magnas.


(54r)

Castratis cornua non decidunt nec crescunt. Diptamo (sic!) accepta tela excuciunt.


(54v)

Nocte pennis lucentes.


(55r)

Glesum.


(56r)

Quod incensum aqua non extingwitur.


(58r)

Eque favonio spirante concipiunt.


(103r)

Iohannis Fuchsmag doctoris.


(106v)

 Illiricus quott (?) habeat provincias (Hand Fuchsmagens?).