Navigation
Beschreibung
Bearbeitung: W. Hagenmaier, Die lateinischen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau (ab Hs. 231) (Kataloge der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau. Band 1. Teil 3). Wiesbaden 1980, 23–25. Ergänzung: Ders., Die deutschen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek und die mittelalterlichen Handschriften anderer öffentlicher Sammlungen. A: Deutsche Handschriften. B: Lateinische Handschriften. Mit Anhang (Kataloge der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau. Band 1. Teil 4). Wiesbaden 1988, 477f.
Die Wiedergabe folgt dem Katalog und weicht daher redaktionell von den anderen Handschriftenbeschreibungen der Homepage ab. Zu verkürzt zitierter Literatur und abgekürzten Begriffen s. die Abkürzungsverzeichnisse in den Katalogbänden (Band 1. Teil 3: XV–XX; Band 1. Teil 4: XLIX–LVIII).
Sammelhandschrift
Papier • 275 Bl. • 29,5×22 • Freiburg (oder Basel ?) • 1466–1478
II4 + 15 + VI17 + III23 + 13 VI179 + V189 + 6 VI261 + (VI + 2)275; Bl. 5 verbunden, gehört vor Bl. 18 • Lagenzählung 1 (47v), 2 (48r und 59v), 3 (60r), jeweils unten, meist links; Lagensignatur <a1> – <a6>, b1–b6 usw. bis o1–o6 (108r–267r), jeweils auf den Rectoseiten der 1. Lagenhälfte unten rechts, vielfach abgeschnitten; ab 47v Reklamanten, teilweise durchschnitten oder abgeschnitten • Schriftraum bis 35v im allgemeinen 19×9–10, dann 20–21×12,5–13,5, ab 110r 20×11,5–12 • 77v–83r 2 Spalten • bis 35v meist 25–37, dann meist 53–57, ab 110r 20 Zeilen; bis 35v abgesetzte Verszeilen • Bastarda, 4 Hände (1: 1r–2v; 2: 5r–20v und 24r–35v; 3: 37r–107v; 4: 110r–271v); 21r und 272r–273r Nachträge des 15./16. Jhs, größtenteils von einer Hand; 14v–83rb hervorgehobene Textteile vergrößert, bis 37r teilweise unter Verwendung von Majuskeln; bis 35v und ab 110r zahlreiche Randbemerkungen und Interlinearglossen von Texthand • Rubrizierung nur 6r und 24r–35v ausgeführt; sonst fehlende Anfangsbuchstaben, teilweise Repräsentanten • ehemals heller spätmittelalterlicher Halblederbd mit Einzelstempeln; Reste von 2 Schließen; auf dem Vorderdeckel oben und auf dem Rücken Titelaufschrift des 15./16. Jhs • als Ansatzfalze dienen Fragmente einer deutschen Pergamenturkunde (Kaufbrief) des 15. Jhs; darin genannt Heinrich Tölin und Hans Raten; zu derselben Urkunde gehören einige Lagenfalze; weitere Lagenfalze sind Fragmente einer zweiten deutschen Pergamenturkunde des 15. Jhs und von einer oder mehreren spätmittelalterlichen Pergamenthandschriften.
Die Texte von 5r–20v und von 24r–35v wurden von M.A.R. (= Hand 2) geschrieben (35v) und jeweils 1466 beendet (14v, 20v, 35v), der Text von 37r–107v wurde 1468 geschrieben (106v) und der Text von 110r–271v stammt von dem Schreiber M. Y. de M. (= Hand 4) und wurde 1478 beendet (271v). Die Wasserzeichenuntersuchung durch G. Piccard ergab als Provenienz eher Freiburg als Basel • auf dem Vorderdeckel oben: A (im Cat.Mss. 2r) • nach dem Zettelkatalog waren bis Juli 1877 2 Drucke vorgebunden (vgl. auch Cat.Mss. 2r).
(lr–2v) Excerpta e P. Vergilii Maronis Aeneide (6, 125–148 et 264–316). Überschrift: ›lncipiunt versus P. Virgilii Maronis‹. – (3r–4v) leer. – (5rv) s.u.
(6r–14v) Alanus de Insulis: Liber parabolarum sive Doctrinale altum parabolarum. A Phebo Phebe lumen capit …–… sic superare putat. ›1466o. Explicit Alanus de proverbiis sive parabolis‹. PL 210, 581–594 Z. 16. Vgl. Walther 71. Mit einzelnen Zusätzen und Kürzungen gegenüber dem Druck. Die Randbemerkungen sind in der Mehrzahl kurze Zusammenfassungen der Parabeln. Text, Randbemerkungen und Interlinearglossen fast ausnahmslos wörtlich übereinstimmend mit Hs. 260, 13r–21r. Einzelne Randbemerkungen hier zusätzlich. Vgl. auch Bloomfield2 Nr. 0016.
(15r–17v), (5rv) und (18r–20v) Theodulus: Ecloga. [E]tiopum terras iam fervida …–… ne desperacio ledat. ›1466o. Theodolus autor‹. Druck: Ed. J. Osternacher, in: 5. Jahresbericht des bischöflichen Privat-Gymnasiums am Kollegium Petrinum in Urfahr (1901–02) 30–54. Vers 186 steht in vorliegender Hs. nach Vers 188. Vgl. Walther 664; Bloomfield2 Nr. 0334. – (21r) Notizen über Verwandtschaftsgrade. Einzelne Verwandtschaftsbezeichnungen in deutscher Sprache. – (21v–23v) leer.
(24r–35v) A. Persius Flaccus: Saturae VI. ›Auli Flacci Persii Miturnensis satirarum liber incipit‹. Am Schluß: ›Explicit ignotus per totum Persius orbem. 1466o. M.A.R.‹ Explicitvermerk wie bei Hain 12713. – (36rv) leer.
(37r–107v) Nicolaus Perottus: Rudimenta grammatices. Widmungsbrief: ›Calphurnius Brixiensis Antonio Moretto Brixiensi amicorum optimo salutem plurimam‹ [Q]ue ad altioris discipline cognitionem pertinere videtur … Text: ›Nicolai Perotti pontificis Sypontini ad Pyrrum Perottum nepotem ex fratre suavissimum rudimenta grammatices‹ [D]a litteras. A B C … (106v) … a quo tempore agitur nunc annus millesimus quadringentesimus sexagesimus octavus …–… in summum virum evasurum. Vale. ›Nicolai Perotti pontificis Sypontini ad Pyrrhum nepotem ex fratre suavissimum rudimentorum grammatices finis‹. Druck: Hain 12688. Die Wort- und Satzerklärungen sind wie im Druck italienisch. – (108r–109v) leer.
(110r–271v) Aristoteles: Ethica ad Nicomachum Leonardo Bruno Aretino interprete. Prolog des Übersetzers: [A]ristotilis Ethicorum libros Latinos facere nuper institui … (114v) Text: [O]mnis ars omnisque doctrina similiter autem et actus … – (270v) … et quibus legibus et moribus. (271r) 2. Prolog des Übersetzers: Non novum esse constat beatissime pater … (271v) … pro discussione rerum ipsarum quedam premisi. ›1478‹. ›M. Y. de M.‹ ›Leonardi Aretini translatio nova in libros eticorum explicit foeliciter‹. Druck (in gleicher Reihenfolge): GW 2367. Druck der beiden Prologe (in umgekehrter Reihenfolge): L. Bruni Aretino, Humanistisch-philosophische Schriften, hg. H. Baron (1928) 75–81. Zum Ganzen vgl. auch L. Bruni Aretino a.a.O. 164. – (272r) Geographische Namen, meist auf die iberische Halbinsel bezogen. – (272v) Notizen über Verwandtschaftsgrade. Mit deutschen Verwandtschaftsbezeichnungen. – (273r) ›Consilium super cruciata‹ Papa concessit indulgentias et remissiones plenissimas … – (273v–275v) leer.
Beilage:
Am Schluß (ursprünglich zwischen Bl. 34 und 35) lose beigelegt ein auf beiden Seiten in lateinischer Sprache beschriebenes Bl. Papier: 16×11; 15. Jh. Es handelt sich um Predigtnotizen.
Ergänzung:
Hs. 246. Der Einband stammt aus der Freiburger Werkstatt des »Meisters mit der Hausmarke«. Der Schreiber M. Y. de M. (= Hand 4) ist Magister Ydelpaulus de Mülhusen (seit 1478 Magister). Die beiden bis Juli 1877 vorgebundenen Drucke waren ein nicht mehr vorhandenes Exemplar von GW 5610 (Druck von 1478) und das Freiburger Exemplar der Inkunabel GW 1677. Vorliegende Hs., möglicherweise der ganze frühere Sammelband, ist wohl identisch mit der 1478 von der Freiburger Artistenfakultät erworbenen »nova translacio librorum ethicorum X Aristotelis collecta sub expensis magistri Johannis Fuchsmag…«, vgl. MBK 1, 44. Zum Ganzen s. Sack Nr.157. Zu Fuchsmag s. Sack S. 1578 (Register).