Navigation
Beschreibung
OTTO FRISINGENSIS. VISIO TNUGDALI (MARCUS FRATER).
Pap. 156 Bl. 290×210. St. Lambrecht, 1481.
B: WZ: Durch dicht beschriebene Seiten zum großen Teil schlecht zu erkennen. Waage im Kreis mit Beizeichen zweikonturigem Stern mit flachen, dreiecksförmigen Schalen, in den Repertorien aufgrund der großen Anzahl von ähnlichen Beispielen nicht eindeutig identifizierbar, die ähnlichsten Beispiele aus dem 8. und 9. Jz. des 15. Jh.; ab 121 auch Anker im Kreis ohne Beizeichen, in den Repertorien nicht identifizierbar, am ähnlichsten WZMA AT 5000-1181_244 (1481). Lagen: I2 + IV10 + 111 + 14.V150 + III156. Abweichung der Blattanzahl von der Lagenformel durch doppelte Vergabe von Blatt 86 (86*) bedingt. Die letzten beiden Blätter (155 und 156) unfoliiert. Lagenzählung in schwarzer Tinte (wohl nicht von der Texthand) ab der ersten Lage rechts unten jeweils in der ersten Lagenhälfte (a1, a2…; b1, b2…; c1, c2…; bis o1, o2…; ab 141r wieder beginnend mit a1, a2… bis b1, b2…; nicht durchgehend sichtbar). Reklamanten am Lagenende rechts unten fast durchgehend vorhanden (waagrecht und flankiert von zwei semikolonartigen Zeichen [81v] oder zwei Punkten [130v]), größtenteils aber beschnitten. Rezente Bleistiftfoliierung auf den Recto-Seiten rechts oben und Verso-Seiten links unten. Die erste und letzte Lage innen und außen durch Pergamentfalz verstärkt.
S: Schriftraum 200×140. Horizontale und vertikale Begrenzungslinien des Schriftraums blind bis zu den Seitenrändern durchgezogen. Blindlinierung. 39 Zeilen. Eine Hand: Hybrida. Vereinzelt Marginalien von der Texthand und wenig späteren Händen.
A: Rote ein- bis vierzeilige Lombarden, zum Teil weiß durchbrochen. Raum für Initialen an den Buchanfängen mit Ausnahme von 141r (als Lombarde ausgeführt) nicht ausgefüllt (3r, 3v, 4v, 24v, 45v, 63r, 78r, 89r, 102v, 120r); die entsprechenden Buchstaben der Lombarden und Initialen vom Schreiber im betreffenden Feld vorgeschrieben. Rote Überschriften der einzelnen Bücher und Prologe sowie rote Kapitelzählungen im Text. Im Kapitelverzeichnis rote Capitula-Zeichen am Beginn jedes Kapiteltitels neben roter Kapitelzählung sowie rote Überschriften der einzelnen Bücher. Rote Buchzählung in arabischen Ziffern mittig oben auf den Recto-Seiten (von der Texthand?). Die Papst-Kaiser-Tabelle 118v–119v durch rote Umrahmungen und arkadenartigen Unterbau in vier Spalten gegliedert. Nur hier (ab 118r) und im Kolophon (140r) rote Auszeichnungsstriche in den Versalien und rote Unterstreichungen. 3r (in Rot) und 141r (in Schwarz, rot unterstrichen) oben mittig Iesus Maria.
E: Brauner Ledereinband auf Holz, das Leder nur mehr zu einem Drittel vorhanden, auf dem Holz Abdrücke der doppelten Streicheisenlinien (Rauten). Auf dem erhaltenen Rest auf VD und HD je zwei von drei Linien gerahmte vertikale Felder, die mit Blindstempel-Motiven (Knospenstaude, sechsblättrige Rosetten) gefüllt sind, darunter EBDB s024412, was eine Zuordnung zu EBDB w003032 = Böhmen 1473–1483 nahelegt. Beide Schließen verloren, von der Schließenbefestigung auf dem HD noch zwei Metallplättchen erhalten. Im HD mittig oben Loch einer ehemaligen Kettenbefestigung. Buchrücken: Drei Doppelbünde, die auf VD und HD in Blütenmotiven auslaufen; im ersten, zweiten und vierten Feld des Buchrückens Reste von papierenen Signaturschildern (ganz unten noch lesbar: …d. Univ. … o 839). Auf dem unteren Schnitt mit schwarzer Tinte in Kapitalis Otto Frisingensis, die von Ankwicz-Kleehoven, Bibliothek, 215 bzw. Documenta, 122 Nr. 36 angemerkte Buchnummer Cuspinians 301 auf dem oberen Schnitt heute nur mehr blass zu sehen.
G: Die Hs. wurde von Johannes Menestorffer 1481 nach einer Vorlage aus St. Lambrecht (Graz, UB, Cod. 431, vgl. Unterkircher, Die datierten Handschriften IV, 218 [Korrektur zu Cod. 3335]; bei Hofmeister LX als Graz UB Ms. II 433 geführt) kopiert (140r: Finis laus Deo, Marie Virgini omnibusque sanctis. Pax vivis, requies eterna defunctis. Amen. Scripta est hec historia per me Iohannem Menestarffer artium doctorem decretorumque licenciatum et finita die lune quinta mensis Marcii anno Domini MCCCCLXXXIo. Deo gracias. Amen) und befand sich dann im Besitz des Humanisten Thomas Resch, der sie 1508 Johannes Fuchsmagen schenkte (3r Schenkungsvermerk von der Hand Fuchsmagens: Magister Thomas Resch waccalareus formatus theologie hunc librum michi Iohanni Fuchsmag doctori dono dedit anno 1508 die 2 Iulii). Über Johannes Cuspinian (s. o. E) kam die Hs. an Bischof Johannes Fabri (3r oben: Liber est reverendissimi patris et domini doctoris Iohannis Fabri episcopi Viennensis propriis et non episcopatus pecuniis emptus et post mortem ipsius in bibliothecam collegii sui sancti Nicolai ad usum inhabitantium studentum [sic!] et studiosorum collocandus. Actum Viennæ 10 Ianuarii anno a Christo nato 1540. Ex singulari mandato et ex ore ipsius reverendissimi episcopi Iohannes Sebastianus Pfuser scripsit, vgl. auch den auf der Innenseite des HD aufgeklebten gedruckten Kauf- bzw. Schenkungsvermerk Fabris: Emptus est iste liber per nos doctorem Ioannem Fabrum episcopum Viennensem et coadiutorem Nove Civitatis, gloriosissimi et clementissimi Romanorum, Hungarie Bohemieque etc. regis ac archiducis Austrie Ferdinandi pientissimi a consiliis et a confessionibus, et quidem non ea pecunia, que ex proventibus et censibus episcopatus provenit, sed ea, quam ex honestissimis nostris laboribus aliunde accepimus. Proinde liberum est nobis donare et legare, cui voluerimus. Donamus igitur eundem collegio nostro apud sanctum Nicolaum ordinamusque, ut ibi in perpetuum studentibus usui sit iuxta statuta et prescripta nostra. Actum Vienne in episcopali curia prima die Septembris anno salutis M. D. XXXX.), und über das Nikolaus-Kolleg an die Universität Wien (Reste des Signaturschilds am Buchrücken, s. o. E), mit deren Hss. 1756 an die damalige Hofbibliothek (Stempel 1r, 154v). Ältere Signaturen: Innenseite VD: Links oben auf dem Fabri-Exlibris rezente Bleistiftsignatur 3335 (ebenso auf dem Pergamentstreifen vor 1r oben), darübergeklebt weißes Signaturschildchen aus den frühen 1830er Jahren mit Tintensignatur 3335. Unten auf das Exlibris Fabris aufgeklebt ein Pergamentschildchen mit Restaurierungsvermerk: Dorsum voluminis restauratum mense Nov. a. 1910. Bick. Beer.
L: Tabulae codicum manuscriptorum praeter graecos et orientales in Bibliotheca Palatina Vindobonensi asservatorum. Vol. II: Cod. 2001–3500. Vindobonae 1868, Nd. Graz 1965, 262.
H. Ankwicz-Kleehoven, Die Bibliothek des Dr. Johann Cuspinian, in: J. Stummvoll (Hg.), Die Österreichische Nationalbibliothek. Festschrift zum 25-jährigen Dienstjubiläum des Generaldirektors Univ.-Prof. Dr. J. Bick, in Zusammenarbeit mit O. Bechler, J. Gregor, A. Kisser, L. Nowak, H. Pauer, W. Till, E. Trenkler. Wien 1948, 208–227, hier 214f. Anm. 6, 216 Anm. 5.
Ders., Documenta Cuspiniana. Urkundliche und literarische Bausteine zu einer Monographie über den Wiener Humanisten Dr. Johann Cuspinian (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philologisch-historische Klasse. Historische Kommission. Archiv für österreichische Geschichte 121/3). Wien 1957, 122 Nr. 36.
Ders., Der Wiener Humanist Johannes Cuspinian. Gelehrter und Diplomat zur Zeit Kaiser Maximilians I. Graz, Köln 1959, 128, 311.
A. Hofmeister, Ottonis episcopi Frisingensis chronica sive historia de duabus civitatibus. Editio altera (MGH SS rer. Germ. 45). Hannoverae, Lipsiae 1912, 1–457, LXIf. (Praefatio).
A. Lhotsky, Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs (MIÖG. Ergänzungsband 19). Graz 1963, 435.
D. Marth, Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere Auctores Antiquissimi. Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum. Wien 2016, 85 Anm. 338, 119, 197 Anm. 846.
M. Mairold, Sankt Lambrechter Blindstempeleinbände, in: Gutenberg-Jahrbuch 1993, 299–310, hier 309.
N. F. Palmer, Visio Tnugdali. The German and Dutch translations and their circulation in the later Middle Ages (Münchner Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters. Band 76). München 1982, 9 Nr. 139.
S. Krämer, Scriptores possessoresque codicum medii aevi. Datenbank von Schreibern und Besitzern mittelalterlicher Handschriften. Augsburg 2003–2012, Link zur Hs.:
http://ervwebserver.erwin-rauner.de.0083cfvj0549.emedia1.bsb-muenchen.de/scriptposs/script_biogr.asp?sk_id=4475&glob_fons=P&name=Fuchsmagen,%20Johannes (zuletzt aufgerufen am 15.07.2022).
E. Trenkler, Johannes Cuspinian, Gelehrter und Bücherfreund, in: Biblos 29 (1980), 71–90, hier 79, 87.
F. Unterkircher, Die datieren Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek von 1451 bis 1500 (Teil 1: Text. Teil 2: Tafeln. Katalog der datierten Handschriften in lateinischer Schrift in Österreich. Band III). Wien 1974, 73 (Teil 1), 332 Abb. 481 (Teil 2).
Ders., Die datierten Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek von 1501 bis 1600, unter Mitarbeit von H. Horninger, F. Lackner (Teil 1: Text. Katalog der datierten Handschriften in lateinischer Schrift in Österreich. Band IV). Wien 1976, 218.
A. Wagner (Ed.), Visio Tnugdali, Lateinisch und Altdeutsch. Erlangen 1882, X (Praefatio).
W. Wattenbach, Reise nach Österreich in den Jahren 1847, 1848, 1849, in: G. H. Pertz (Hg.), Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesammtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters 10. Hannover 1851, 426–693, hier 575.
(VD Innenseite) Gedrucktes Exlibris von Bischof Johannes Fabri, s. G.; rezente Bleistiftsignatur links oben, s. G.; Signaturschildchen links oben, s. G.; Pergamentschildchen mit Restaurierungsvermerk, s. G.
(Pergamentstreifen vor 1r) Rezente Bleistiftsignatur, s. G.
(1r) Excerpta de Ottonis Frisingensis episcopi chronica sive historia de duabus civitatibus.
Inc.: In hoc libro de duabus civitatibus videlicet sancte Ierusalem, id est Christi et Babilonie…
Expl.: …Amphiteatrum wlgariter Tiergart. Liber 3, capitulum 18 in fine. Alveus wlgariter Wasserflug.
Zum Inhalt dieses Überblicks s. Hofmeister LXI.
(1r) Bibliotheksstempel, s. G.
(1v–2v) Leer.
(3r) Handschriftliches Exlibris von Bischof Johannes Fabri, s. G; Besitzvermerk Fuchsmagens, s. G.
1: (3r–140r) Otto Frisingensis episcopus: Chronica sive historia de duabus civitatibus (Ed.: Hofmeister 1–457, Textkonstituierung ohne unsere Hs.).
(3r–3v) Brief an Kaiser Friedrich I.; (3v–4r) Brief an Kanzler Regenald; (4v–5v) Prolog des ersten Buches; (5v–14v) Aufzählung der Buchkapitel; (15r–24v) Erstes Buch; (24v–25r) Prolog des zweiten Buches; (25r–45v) Zweites Buch; (45v–47r) Prolog des dritten Buches; (47r–63r) Drittes Buch; (63r–64r) Prolog des vierten Buches; (64r–78r) Viertes Buch; (78r–79r) Prolog des fünften Buches; (79r–89r) Fünftes Buch; (89r–89v) Prolog des sechsten Buches; (89v–102v) Sechstes Buch; (102v–103v) Prolog des siebenten Buches; (103v–120r) Siebentes Buch mit dem catalogus pontificum et imperatorum; (120r–121r) Prolog des achten Buches; (121r–140r) Achtes Buch.
Tit.: Ottonis Frisingensis ecclesie episcopi ad Fridericum primum Caesarem Augustum epistola foeliter (sic!) incipit.
Inc.: <D>omino (Raum für Initiale nicht ausgefüllt) suo Friderico victori inclito…
Expl.: …oracionum tuarum remediis sublevare. Finis. Laus Deo, Marie Virgini omnibusque sanctis. Pax vivis, requies eterna defunctis. Amen. Scripta est hec historia per me Iohannem Menestarffer artium doctorem decretorumque licenciatum et finita die lune quinta mensis Marcii anno Domini MCCCCLXXXIo. Deo gracias. Amen.
(140v) Leer.
2 (141r–154r) Marcus Frater: Visio Tnugdali (Ed.: Wagner 3–56, Textkonstituierung ohne unsere Hs.).
Tit.: Fratris Marci ad G. abbatissam (korrigiert aus abbatem) de visionibus Tnugdali libellus incipit foeliciter.
Inc.: Venerabili ac deo devote domine G. dei dono abbatisse…
Expl.: …in vestris habeatis oracionibus, quatinus illi placeamus, qui superest cunctis, que ante diximus, Iesu Christo, cui honor est et gloria per infinita seculorum secula. Amen. Finis in dominica invocavit, que fuit undecima mensis Marcii anno Domini MoCCCCLXXXIo. Deo gracias.
(154v) Bibliotheksstempel, s. G.
(155r–156v) Leer.
Raphael Steinbacher